03.07.2024

Ausstellung "70 Jahre Kunst am Bau"

Kunst am Bau hat in Deutschland eine Tradition, die bis in die 1920er Jahre zurückreicht. In der Bundesrepublik und der DDR wurden seit 1950 eine Vielzahl von Kunstwerken geschaffen, fast alle namhaften Künstler:innen waren in der einen oder anderen Form an Kunst am Bau beteiligt. Dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verdanken wir angesichts des 70. Jubiläums entsprechender Regelwerke zur Schaffung von Kunstwerken an öffentlichen Bauten in Ost und West die Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau“, die gegenwärtig und noch bis zum 14. Juli 2024 im Alten Schauspiel in Erfurt gastiert, bevor sie im RheinMain CongressCenter in Wiesbaden zu sehen sein wird.

Der Verband Bildender Künstler:innen in Thüringen (VBK) nahm dieses Ereignis zum Anlass für eine Podiumsdiskussion, an der ich als Thüringer Kulturminister teilnahm.

Kunst am Bau als Teil von Kunst im öffentlichen Raum ist mir ein großes Anliegen. Sowohl als Kulturpolitiker aber mehr noch unter dem Gesichtspunkt der Gestaltung und Bewahrung unserer gebauten Umwelt. Alexander Mitscherlich formulierte vor fast einem Vierteljahrhundert die Streitschrift „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“, in der er die menschenfeindliche Stadtplanung und den Egoismus der (privaten) Bauherren und Eigentümer kritisiert sowie von der Politik den Mut, dies zu ändern einfordert. Kunst am Bau ist das Gegenteil unwirtlicher Städte. Sie ist, wie Kunst im öffentlichen Raum generell, der einfachste, ohne jede soziale Barriere ausgestattete Zugang zu Kunst. Ob als Plastik, Mosaik oder Wandmalerei.

In einem Stadtteil wie Gera-Lusan, dem seit 1965 geplanten und ab 1972 errichteten größten Neubaugebiet Thüringens, in dem bereits vier Jahre später mehr als zehntausend Menschen lebten, ist Kunst am Bau allgegenwärtig. Die TAG Wohnen beispielsweise leistet beim Erhalt und der Sanierung der Kunst am Bau aus der Epoche der sozialistischen Moderne in Gera-Lusan einen bedeutsamen Beitrag. Nicht aus Nostalgie, sondern aufgrund der identitätsstiftenden Funktion, die mit der Kunst am Bau einhergeht.

Dies unterstreicht die Bedeutung des Denkmalschutzes aber auch behutsamen Umbaus, bei dem bestehende Kunst am Bau erhalten werden soll. Zu viel und zu oft ist Kunst am Bau aus Ignoranz oder Unachtsamkeit verloren gegangen.

Um diese Fragen, insbesondere aber die rechtlichen, materiellen und – weil Menschen Entscheidungen treffen – persönlichen Stimulatoren, die zur Förderung von Kunst am Bau beitragen, ging es in der Podiumsdiskussion „Kunst am Bau – Erbe bewahren & Neues ermöglichen“ gemeinsam mit der Architektur- und Kunstwissenschaftlerin Luise Nerlich von der Bauhaus-Universität und der Künstlerin Christine Bergmann.